Kreisbeschreibung - Landkreis Tuttlingen
Ein Landkreis in reizvoller Natur!
Der Landkreis Tuttlingen liegt in einem der landschaftlich reizvollsten Gebieten Baden-Württembergs. Geographisch
umfasst er die südwestlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb mit ihren höchsten Erhebungen (Lemberg bei Gosheim 1015 m, Klippeneck und Dreifaltigkeitsberg fast 1000 m), Teile der Baar, die schon zum Schwarzwald hinweisen, und das Tal der Jungen Donau.
Daten und Fakten
Der Landkreis Tuttlingen hat eine Gesamtfläche von 734,4 Quadratkilometern. Rund 142.000 Menschen leben in 35 Gemeinden. Pro Quadratkilometer leben 192,9 Einwohner. Der Landkreis Tuttlingen hat eine Ausdehnung Ost-West von 31 Kilometern und Nord-Süd von 38 Kilometern. Die höchste Erhebung ist der Lemberg mit 1.015 Meter. Der tiefste Punkt ist das Hattinger Tal mit 571 Meter.
Der Landkreis Tuttlingen in der Region
Der Landkreis Tuttlingen bildet zusammen mit den Kreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Sie ist eine der zwölf Regionen in Baden-Württemberg.
Durch die Novellierung des Landesplanungsgesetzes haben die Regionalverbände mehr Kompetenzen und Spielräume erhalten: Neben der Raumordnung und Regionalplanung, die sich mit den Themen Verkehr, Wirtschaft, Energie- und Wasserversorgung sowie der Siedlungsentwicklung und der Landschaftsnutzung befasst, kann der Regionalverband nunmehr aktiv an der Gestaltung der Regionalpolitik mitwirken. So stehen für den Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg Themen wie Ringzug, Regionale Wirtschaftsförderung, Ausweisung eines Regionalen Gewerbegebiets, Regionales Logistikzentrum an.
Organe des Regionalverbands sind die Verbandsversammlung und der ehrenamtlich tätige Verbandsvorsitzende. Die Mitglieder der Verbandsversammlung werden von den Kreisräten und den Landräten der Landkreise aus der Mitte der Bevölkerung der einzelnen Landkreise gewählt. Von den insgesamt 46 Mitgliedern der Verbandsversammlung kommen dem Anteil des Kreises an der Gesamtbevölkerung der Region entsprechend 13 aus dem Landkreis Tuttlingen. Vorsitzender der Verbandsversammlung war über viele Jahre hinweg der Tuttlinger Landrat Hans Volle. Vom Jahr 2000 bis zum März 2007 hatte der Trossinger Bürgermeister Lothar Wölfle dieses Amt inne. Seit April 2007 ist Jürgen Guse neuer Regionalverbandsvorsitzender. Marcel Herzberg ist der Direktor des Regionalverbands.
Weitere Informationen unter www.regionalverband-sbh.de.
Region Schwarzwald-Baar-Heuberg
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Schwarzwald-Baar-Heuberg ist eine Gesellschaft, deren Trägerschaft aus den Landkreisen Schwarzwald-Baar-Kreis, Rottweil und Tuttlingen, dem Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg, der Handwerkskammer Konstanz, der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, den Großen Kreisstädten Villingen-Schwenningen, Tuttlingen, Rottweil, Donaueschingen und Schramberg und einer großen Anzahl weiterer Städte und Gemeinden in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg besteht.
Der Wirtschaftsraum ist aktiv und attraktiv
In der Vergangenheit hat es der ländliche Raum - und zu diesem gehört auch der Landkreis Tuttlingen - nicht leicht gehabt, sich gegen die wirtschaftlichen Ballungsgebiete zu behaupten. Im Gegensatz zu anderen ländlich strukturierten Gebieten hat die Industrialisierung im Kreis Tuttlingen jedoch relativ früh eingesetzt und ein außergewöhnliches Niveau erreicht. Mit eine Ursache für diesen bemerkenswerten Aufschwung sind die Menschen, die hier leben. Fleiß, Ideenreichtum und Sparsamkeit prägen den Charakter und die Lebenseinstellung der Menschen dieser Region. Noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war der heutige Landkreis Tuttlingen bettelarmes Gebiet. Aber Not macht erfinderisch. Mutige Arbeitgeber und fleißige Arbeitnehmer haben aus dieser kargen Gegend eine blühende Industrielandschaft gemacht.
Heute ist der Landkreis Tuttlingen ein wirtschaftlich gut fundierter, steuerstarker Landkreis. Stadt und Landkreis Tuttlingen gelten in der Welt als das Zentrum für die Herstellung von moderner Medizintechnik. Rund 400 Firmen, an der Spitze die Firma Aesculap in Tuttlingen, die medizintechnische Produkte herstellen oder vertreiben, sind im Landkreis Tuttlingen zu finden, darunter weitere renommierte Firmen wie Karl Storz, Gebrüder Martin, Karl Leibinger oder Berchthold Medizintechnik.
Betriebe mit einem hohen Bekanntheitsgrad im In- und Ausland sind auch die Elektrotechnifirma Marquardt in Rietheim-Weilheim, die Werkzeugmaschinenunternehmen Chiron in Tuttlingen und Berthold Hermle in Gosheim, der traditionsreiche Harmonikahersteller Hohner in Trossingen und der Zählerproduzent Hengstler in Aldingen. Das Hammerwerk in Fridingen produziert Schmiedeteile, die Firma Anton Häring in Bubsheim Präzisionsdrehteile und die Uhrenmanufaktur Hermle in Gosheim Heim- und Großuhren. Für die ehemals starke Schuhindustrie steht die Kurt Rieker GmbH. Eine gesunde Mischung größerer, mittlerer und kleinerer Betriebe geben der Wirtschaft im Landkreis ihr Profil. Die mittelständischen Unternehmen sind der Motor unserer Region. In der Produktentwicklung und in der Anwendung neuer Technologien sind diese Betriebe beispielhaft.
Zusammen mit den kleineren Unternehmen sorgen sie für eine ausgesprochen positive Beschäftigungsbilanz und sind auf Grund ihrer ausgewogenen Struktur gegen starke konjunkturelle Schwankungen gerüstet. Eine Vielzahl von flexiblen Kleinbetrieben in den Bereichen Chirurgiemechanik, Medizintechnik, Metallverarbeitung und Elektrotechnik sorgen mit hohen Exportquoten für eine pulsierende Wirtschaft im Landkreis Tuttlingen. Nicht umsonst hat der Industrielandkreis Tuttlingen die größte Industriedichte in Baden-Württemberg nach der Region Stuttgart.
Die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis Tuttlingen hat in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Trotzdem gibt die Land- und Forstwirtschaft heute immernoch zahlreichen Bauern einen sicheren Verdienst und den Nebenerwerbslandwirten ein zusätzliches Einkommen.
Der Wandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Kommunikationsgesellschaft macht auch vor dem Landkreis Tuttlingen nicht Halt. Und gerade hier findet dieser Wandel fruchtbaren Boden, denn die Medizintechik ist das Paradebeispiel für einen Wirtschaftszweig, der in globale Wirtschaftsprozesse eingebunden ist. Zusammen mit unserer industriellen Entwicklung ist so die Notwendigkeit in den Unternehmen und die Erkenntnis bei den Unternehmern gewachsen, den Dienstleistungsbereich verstärkt und nachhaltig auszubauen. Dadurch hat im Bereich der industriellen Serviceleistungen ein bemerkenswerter Wachstumsprozess eingesetzt, von dem aber auch die privaten Dienstleister, wie zum Beispiel Handel, Banken oder technische Büros und die öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Schulen oder Krankenhäuser profitiert haben. Der Zuwachs an Dienstleistungsbetrieben lag in den vergangenen Jahren stetig über dem Landesdurchschnitt und so konnte der Landkreis Tuttlingen den für den ländlichen Raum typischen Nachholbedarf an Dienstleistungs-Infratruktur erheblich abbauen. Neue Informationstechnologien, vor allem das Internet, lassen den uneinholbar erscheinenden Vorsprung der Ballungsgebiete weiter schwinden.
Die Landschaft liegt in reizvoller Natur
Der Landkreis Tuttlingen zeichnet sich durch folgende landschaftliche "highlights" aus:
- die Schwäbische Alb erreicht am Lemberg mit 1015 Metern ihren höchsten Punkt
- der einzigartige Albtrauf mit seinen charakteristischen Kalkbuchenwäldern erhebt sich als weithin sichtbare Steilstufe über dem Faulenbach- und Primtal
- im Landkreis beginnt das Donaudurchbruchstal, eine der beeindruckendsten Landschaften Baden-Württembergs
- der Große Heuberg zählt mit seinen großflächigen, extensiv bewirtschafteten Mähwiesen zum Urbild einer historisch gewachsenen Kulturlandschaft
- die fruchtbaren Donauwiesen zwischen Geisingen und Mühlheim sind weitgehend in einem naturnahen, ökologisch wertvollem Zustand
- vom Witthoh hat man einen atemberaubenden Blick auf die Alpenkette.
Die vielfältige Landschaftsausstattung bedingt auch die hervorragende Ausstattung des Landkreises mit verschiedensten Lebensräumen für eine sehr artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Das Gebiet des Landkreises zählt zu den Altsiedellandschaften. Trotzdem gibt es bis heute nur eine vergleichsweise dünne Besiedelung und extensive Landnutzung. Auch dies sind wichtige Bedingungen für eine reichhaltige Naturausstattung.
Landschaftssprägend waren über Jahrhunderte hinweg extensiver Ackerbau im Rhythmus der Dreifelderwirtschaft auf tiefgründigen, siedlungsnahen Standorten sowie ausgedehnte, extensive Weidewirtschaft (Hutweide mit Rindern und Schafen) auf den entfernteren und flachgründigen Standorten.
Naturschutz und Landschaftspflege im Landkreis Tuttlingen
Der Landkreis Tuttlingen ist nicht nur ein wirtschaftlich starker Landkreis, sondern auch ein starker Landkreis in Bezug auf die Natur- und Landschaftsausstattung. Und ein starker Landkreis in Bezug auf den Schutz von Natur und Landschaft.
Die naturschutzfachliche Besonderheit (wenn nicht sogar Einzigartigkeit) des Landkreises Tuttlingen liegt begründet im:
- Vorkommen von weiträumigen, gut vernetzten und überwiegend extensiv genutzten Landschaftsräumen
- Vorkommen von vom Menschen (fast) unbeeinflußten Biotopen wie Felsen mit ihren an die panonische Steppe erinnernden Pflanzenwelt auf den warmen Felsköpfen (Fachbegriff: "Steppenheidegesellschaften") und Blockhalden
- Vorkommen von Zeugnissen historischer Bewirtschaftungsformen wie z.B.
- aus dem extensiven Ackerbau herrührenden Steinriegel-Heckenzeilen- Landschaften wie z.B. in Kolbingen, Bärenthal und Irndorf
- die durch Wanderschäferei entstandenen großflächigen Wacholderheiden wie z. B. das Naturschutzgebiet (NSG) "Kraftstein" bei Mahlstetten (größte Wacholderheide im Regierungsbezirk Freiburg)
- die durch Weidewirtschaft und Streunutzung entstandenen lückigen Weidewälder, die sog. Holzwiesen oder Hardte (das berühmteste Beispiel ist das NSG "Irndorfer Hardt") bei Irndorf
- die durch extensive Wiesennutzung geprägten, blumenbunten Heu-Bergwiesen-Landschaften des gesamten Großen Heubergs
- Vorkommen ausgedehnter, blumenbunter Magerwiesen für die der Landkreis zusammen mit dem Zollernalbkreis sogar landesweite, wenn nicht sogar im Hinblick auf die Festlegung von Natura-2000-Gebieten europaweite Verantwortung besitzt
- Vorkommen großflächiger, natürlicher Kalkbuchenwälder am Albtrauf sowie urwüchsiger Ahorn-Eschen-Schluchtwälder mit herrlichem Märzenbechervorkommen in den Donauseitentälern wie z.B, im Hintelestal oder im Lippachtal
- Vorkommen weiterer einzigartiger Einzelbildungen der Natur bzw. der Kulturlandschaft wie z. B. Donauversickerung, Dolinen, Höhlen, Bohnerzgruben und Hülben
Pflanzen und Tiere im Landkreis Tuttlingen
Aufgrund dieser kulturhistorischen, geologischen, naturräumlichen und landschaftlichen Besonderheiten hat sich eine bis heute große Fülle an seltenen Pflanzen und Tierarten entwickelt. Dieser Artenreichtum drückt sich aus im:
- Vorkommen von über 500 Pflanzenarten je Meßtischblatt, womit das Gebiet zu den floristisch artenreichsten Gebieten Baden-Württembergs zählt
- Vorkommen von über 50 besonders seltenen und schutzwürdigen Farn- und Blütenpflanzen wie z.B. Frauenschuh, verschiedenen Knabenkrautarten und dem Märzenbecher
- Vorkommen seltener Tierarten wie z.B. Wanderfalke, Raubwürger und Uhu bei den Vögeln, Gelbbauchunke bei den Amphibien oder Kreuzenzian-Bläuling bei den Schmetterlingen
- Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass es auch ein Blumenwappen des Landkreises gibt. Es enthält eine Auswahl der für den Landkreis typischen, meist seltenen und geschützten Pflanzenarten. Im Uhrzeigersinn sind im Jahresgang folgende Pflanzen abgebildet: Das Leberblümchen, der Märzenbecher, der Seidelbast, die Küchenschelle, das Maiglöckchen, der Türkenbund, der Frauenschuh, das gefleckte Knabenkraut, die Arznei-Schlüsselblume, das rote Waldvögelein, die Kartäusernelke, der Wacholder und die Silberdistel.
Schutzgebiete im Landkreis Tuttlingen
Die herausragende Bedeutung des Gebietes für den Naturschutz manifestiert sich in der Ausweisung zahlreicher Schutzgebiete unterschiedlichster Kategorien.
So besitzt der Landkreis:
- 24 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von ca. 2200 ha
- 44 Landschaftsschutzgebiete mit einer Fläche von knapp 7000 ha
- 35 Flächenhafte Naturdenkmale mit einer Fläche von ca. 70 ha
- Diese Schutzgebiete umfassen knapp 9 000 ha. Dies entspricht ca. 11 % der Landkreisfläche. Nicht berücksichtigt wurden dabei die Naturparkfläche sowie die gesetzlich geschützten Biotopflächen und die FFH-Gebiete, die sich aber teilweise überlappen
- Naturschutz und Landschaftspflege sind allerdings nicht zum Nulltarif zu haben
- Öffentliche Hand investiert jährlich knapp 400 000 EURO für Naturschutz und Landschaftspflegmaßnahmen im Landkreis Tuttlingen
- Mittel kommen via Landschaftspfleverträgen in erster Linie den heimischen Landwirten und über Pflegeaufträge mit Hilfe der Waldarbeitern den Gemeinden zu Gute
- Investitionen in Naturschutz und Landschaftspflege kommen auch dem Tourismus zugute, der "blühende Landschaften" hier nicht vergeblich sucht
Der Landkreis Tuttlingen und der Biber
Ein wichtiges Tier bei der Aufzählung der seltenen Tiere vergessen:
- Der Biber, der seit nun ca. 5 Jahren hier im Westen des Landkreises wieder heimisch geworden ist
- Nicht nur Sympathieträger, sondern auch Zeichen, dass an seinem Vorkommen das dortige Ökosystem in Ordnung bzw. wieder in Ordnung ist
- "Wieder in Ordnung", weil sein Lebensraum erst durch die von der Stadt Tuttlingen begonnene Donaurenaturierung wieder hergestellt wurde
- Nähere Informationen über die Verbreitung des Bibers in Baden-Württemberg sowie seine Biologie erläutert Frau Bettina Sättele vom Regierungsbezirk Freiburg
Warum Naturschutz ?
- Die Rückkehr des Bibers nach Tuttlingen ist auch wichtiges und ermutigendes Zeichen, dass wir Menschen aktiv etwas für die Natur tun können und dass es uns die Natur dankt
- Auch in Zukunft wichtig, sich für Natur, Landschaft und Umwelt zu engagieren
- Ziel von Naturschutz und Landschaftspflege ist im Landkreis der Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft mit seinem vielfältigen Mosaik verschiedenster Landschaftsformen und mit seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt
- Es geht um die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen und damit um unsere eigene Existenzgrundlage.
In Naturschutz und Landschaftspflege investieren, heißt in die Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen investieren.