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Pressemitteilungen
06.03.2020

Arbeit Inklusiv: Fünftausend Erfolge
Nachhaltige inklusive Arbeitsverhältnisse geschaffen 

Tuttlingen / Villingen-Schwenningen. Die KVJS-Fördergrundsätze „Arbeit Inklusiv“ feiern mit der Vermittlung des 20-jährigen Simon Klem auf den ersten Arbeitsmarkt ein Ergebnis, das bundesweit einzigartig ist: Der junge Mann aus Villingen-Schwenningen ist der Fünftausendste, dem eine inklusive Stelle angeboten werden konnte.

Begonnen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 2005, als das Integrationsamt des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) die „Aktion 1000“ startete. Ziel war es, in fünf Jahren eintausend Menschen eine sozialversicherungspflichtige Arbeitsstelle zu verschaffen. Wesentlich behinderten Menschen sollte eine Alternative zur Werkstatt für behinderte Menschen geboten werden. Jetzt, fünfzehn Jahre später, ist die Anzahl der Vermittlungen mehrfach übertroffen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass nun der Fünftausendste einen Platz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden hat“, freut sich der KVJS-Verbandsvorsitzende Landrat Gerhard Bauer. Rund zwei Drittel der vermittelten Menschen kamen direkt aus einer Sonderschule (SBBZ), ein Drittel waren Übergänger aus einer Werkstatt für behinderte Menschen. Meist handelt es sich um Menschen mit einer geistigen Behinderung, aber auch psychisch behinderte oder vergleichbar eingeschränkte Menschen sind darunter. Die „Aktion 1000“ ist 2018 in „Arbeit Inklusiv“ übergegangen. Inzwischen sind die Fördergrundsätze auf Dauer angelegt.

Im bundesweiten Vergleich ist das Ergebnis einzigartig. Es fußt auf einem gut funktionierenden Kooperationsnetzwerk mit den Schulen, den Eingliederungshilfeträgern, den Integrationsfachdiensten (IFD), den Werkstätten für behinderte Menschen und der Agentur für Arbeit. „Rund 84 Prozent der Arbeitsverhältnisse bestehen sehr stabil und teilweise bereits seit einigen Jahren“, fasst Landrat Bauer zusammen.

Neue Angebote wurden entwickelt, um Schüler mit intellektuellen Einschränkungen auf das Berufsleben vorzubereiten. Dazu zählen insbesondere die Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE) sowie die Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt (KoBV). Die Maßnahmen sind schulisch und berufsvorbereitend aufeinander abgestimmt. Durch die Qualifizierung in den SBBZ sowie über Berufspraktika und Jobcoachings werden individuelle Fähigkeiten weiterentwickelt.

Das Beispiel Simon Klem

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Simon Klem freut sich über seine unbefristete Anstellung bei Fetzer Medical GmbH & Co. KG © Julia Holzwarth, KVJS Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg

Auch für Simon Klem, der eine starke Lernbehinderung und geistige Behinderung hat, waren Praktika in der Erprobungszeit der Türöffner: Er absolvierte ein Langzeitpraktikum bei Fetzer Medical GmbH & Co. KG. Das Tuttlinger Familienunternehmen produziert chirurgische Instrumente und setzte den jungen Mann aus Villingen-Schwenningen im Wareneingang und in der Qualitätskontrolle ein. „Anfangs hat Simon fast kein Wort gesprochen und war sehr schüchtern“, berichtet Lea Bayer. Durch gezielte Förderung der Berufsschullehrer und regelmäßigen Trainings mit dem Jobcoach der Stiftung Liebenau entwickelte sich der heute 20-Jährige schnell weiter. Sein Anleiter Lucas Seelos zeigt sich beeindruckt: „Von Tag zu Tag konnte man sehen, wie Simon uns gegenüber offener wird und an Selbstvertrauen gewinnt.“

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Hoch motiviert und gut integriert: »Arbeit Inklusiv« konnte Simon Klem eine unbefristete Arbeitsstelle ermöglichen. Mit Rat und Tat zur Seite steht ihm Teamleiter Lucas Seelos (hinten) © Julia Holzwarth, KVJS Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg

Der Betrieb entschied sich schließlich dazu, Simon Klem eine unbefristete Arbeitsstelle anzubieten. Dafür gibt es von der Agentur für Arbeit drei Jahre lang einen Eingliederungszuschuss und zusätzlich drei Inklusionsprämien nach dem Förderprogramm „Arbeit Inklusiv“. Schließlich wurde eine Stelle geschaffen, die auf Simons Fähigkeiten abgestimmt ist: „Es ist eine Bereicherung für uns alle. Sein Lachen und die positive Ausstrahlung schaffen eine tolle Atmosphäre“, so Lucas Seelos. Für Simon Klem zählt das gute Verhältnis zu den Kollegen zu den schönsten Dingen an seinem Job, „und, dass die Arbeit abwechslungsreich ist“. Er bereitet Pakete für den Versand vor, verteilt Post an die Kollegen, prüft die Oberflächen der Instrumente und übernimmt kleinere Messaufgaben. „Simon Klem benötigt feste Arbeitsabläufe und konkrete Anleitungen für seine Aufgaben“, erläutert Ruth Gronmayer vom IFD in Villingen-Schwenningen. Der Betrieb möchte Simon Klem auch weiterhin in seiner Entwicklung unterstützen.

Der KVJS 

Der Kommunalverband für Jugend und Soziales vertritt als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum die 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs bei ihren kommunalen Aufgaben. Er ist überörtlicher Träger der Sozialhilfe, der Jugendhilfe, der Kriegsopferfürsorge und Sitz des Integrationsamtes. Zudem bietet der Verband ein umfangreiches Fortbildungsangebot und führt praxisorientierte Forschungen im Bereich der sozialen Daseinsvorsorge durch. Mitglieder des Verbandes sind alle 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs.