2024/05: Schadholzaufarbeitung Emmingen-Liptingen - Die zwei Seiten der Witterung
Mittlerweile sind im Revier Emmingen Liptingen seit Herbst 2023 im Kleinprivatwald rund 16.000 Fm Schadholz auf 646 Flurstücken über das Forstamt aufgearbeitet worden. Dabei konnten noch nicht alle beauftragten Schadschwerpunkte fertig bearbeitet werden. Im Bereich Lehnholz konnte erst Ende Juni begonnen werden. Örtlich kamen noch erheblich Schäden an Wegen durch das Unwetter am Mitte Juni hinzu, die manche Wege unpassierbar machten. Insgesamt liegt der Holzeinschlag im Revier Emmingen-Liptingen in den Schadjahren 2023 und 2024 bei rund 37.000 Fm, davon entfallen rund 17.000 Fm auf den Gemeindewald und 20.000 fm auf den Privatwald. In Normaljahren liegt der Reviereinschlag bei rund 9.000 fm.
So gut das nasse Wetter für den Wald ist, so schwierig ist die Situation für die Holzaufarbeitung. In vielen Bereichen musste die Schadholzaufarbeitung phasenweise eingestellt werden, da sonst zu große Bodenschäden entstanden wären. So liegen aktuell auch noch mehrere tausend Festmeter vorgeliefertes Holz insbesondere im Bereich des Schindelwaldes in den Beständen. Auch hat der Schneebruch im Dezember einiges an Zusatzarbeit und Schadholz verursacht, das vorrangig beseitigt werden musste. In manchen Bereichen ist bereits die dritte Runde der Schadholzaufarbeitung erfolgt, da sich über den Winter und im Frühjahr laufend neue Käfer-bäume zeigten (z.B. Heubit).
Aktuell kommen die ersten neuen Käferschäden hinzu. Dort wo die Einsätze gerade laufen ergibt sich im Wald damit ein fließender Übergang von alten Schäden und neuen Käferschäden.
Auch bei umsichtigem Vorgehen werden die Wege durch die Holzaufbereitung und vor allem die Abfuhr erheblich in Mittleidenschaft gezogen. Das nasse Wetter verhindert aktuell vielfach die Instandsetzung der Weg. Auch sind die vorgesehenen Begleitmaßnahmen, wie das Mulchen von Haupterschließungslinien oder eine örtliche Flächenräumung bei viel Kronenmaterial derzeit noch nicht möglich. In die-sem Zusammenhang fehlt dem Privatwald noch ein Finanzierungsweg um die notwendigen Reparaturen der Wege durchzuführen. Hier versucht das Forstamt in kooperativer Zusammenarbeit mit der Gemeinde die wichtigsten Maßnahmen umzusetzen.
Die sortimentsweise Abrechnung der Maßnahme war ebenfalls eine Herausforderung. Mittlerweile läuft die Abrechnung und Auszahlung blockweise. Fertiggestelltes Holz wird sukzessive in die Abrechnung gebracht. Bei den ausbezahlten Holzerlösen sind die Verkaufskosten für FBG-Mitglieder bereits verrechnet. Das Forstamt weist jedoch darauf hin, dass die Abrechnung der durch das Forstamt erbrachten Dienstleistung der Revierleiter für die Hiebsvorbereitung und Holzaufnahme in den kommenden Wochen in Rechnung gestellt wird, ebenso die Dienstleistung Holzvermarktung von Nicht-FBG-Mitgliedern.
Wie sind die Aussichten?
Der erste Schwärmflug des Buchdruckers im Frühjahr war in den Monitoringfallen spürbar, die ersten Anzeichen für einen Neubefall (Bohrmehl) waren aufgrund des vielen Niederschlags kaum erkennbar. Die Schäden zeigen sich jetzt sukzessive. Die Erste Generation der Buchdrucker ist weitgehend fertig entwickelt. Es wird daher ein starker Befall bei der Anlage der zweiten Generation erwartet. Hier ist vor allem im Juli mit Neubefall und entsprechendem Bohrmehl zu rechnen. Jeder akut befallene Baum der erkannt, rechtzeitig aufgearbeitet und „entseucht“ wird hilft, die Kalamität einzubremsen. Hier sind alle Waldbesitzer gefordert den Käfer im eigenen Wald zu bekämpfen.
Danken möchte ich seitens des Kreisforstamtes allen Beteiligten, die mit hohem Einsatz dazu beitragen, die Situation zu bewältigen. Der Gemeinde für ihre kooperative Zusammenarbeit insbesondere auch für die erforderlichen Wegeinstandset-zungsmaßnahmen. Unserem Partner Hollenzollern-Forstdienste und ihren angeschlossenen Unternehmern, die flexibel auf die verschiedensten großen Herausforderungen im Kleinstprivatwald reagieren und unter allen Schwierigkeiten zu ei-nem effizienten Ablauf beitragen. Den unterstützenden Revierleitern und Mitarbeitenden aus dem Kreisforstamt, die neben ihren vollen Revieraufgaben viele Stunden Unterstützung in der Hiebsvorbereitung und Durchführung im Schadrevier leisten. Auch allen Innendienstmitarbeitenden des Kreisforstamtes und der FBG, die viel zusätzliche Koordination leisten mussten um das Projekt überhaupt so durchführen zu können. Natürlich auch allen Waldbesitzenden, die sich selbst um die Schadholzaufarbeitung kümmern oder kooperativ und auch mit Geduld mit uns zusammenarbeiten und nicht zuletzt dem örtlichen Revierleiter der die Gesamtverantwortung mit zu tragen hat und einen Großteil der Abstimmaufgaben vor Ort leisten muss.
Es wird deutlich, dass viel Einsatz erforderlich war und ist, um solch ein Schadholzaufkommen im Kleinprivatwald in den Griff zu bekommen.
Die Frage der Wiederbewaldung?
Das Jahr 2024 wird noch voll und ganz im Zeichen der Schadholzaufarbeitung der neuen Borkenkäferschäden stehen. Die Wiederbewaldung sollte daher mit Ruhe und Bedacht in den kommenden Jahren – frühestens ab nächstem Frühjahr – angegangen werden. Hierzu werden wir dann gesondert informieren.
Karlheinz Schäfer
Leiter Kreisforstamt