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Altgrasstreifen leisten wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt

Wer dieser Tage aufmerksam im Landkreis Tuttlingen unterwegs ist, wundert sich vielleicht über nicht gemähte Wiesenstreifen und fragt sich ob der ein oder andere Landwirt vergessen hat, Teile seiner Wiesen zu mähen. Das Gegenteil ist der Fall. Die sogenannten Altgrasstreifen werden von den Landwirten ganz bewusst stehen gelassen und sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

Früher als die Traktoren und Mähwerke noch kleiner waren, zog sich die Heuernte über mehrere Wochen hinweg. In der Regel begann die Heuernte um den Johannistag herum, in der zweiten Junihälfte. Die Wiesen stehen dann in voller Blüte und bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten. Nach und nach wurden einzelne Wiesen gemäht, sodass Insekten und Niederwild auf nicht gemähte Flächen ausweichen konnten. Die Versorgung mit Nahrung und Rückzugsraum war somit auf Landschaftsebene gewährleistet. Wenn die letzte Wiese gemäht war, sind auf den zuerst gemähten Flächen auch schon wieder Blumen nachgewachsen.

Heutzutage werden bei guter Witterung innerhalb weniger Tage komplette Gemarkungen gemäht. Für Insekten und anderes Kleingetier bleibt dann nicht mehr viel übrig. Hier setzen die Altgrasstreifen an. Im Rahmen von Landschaftspflegeverträgen verpflichten sich manche Landwirte dazu, 10-15 % ihrer Wiesen stehen zu lassen. Für den entgangenen Heu-Ertrag bekommen sie eine Entschädigung. Insbesondere flugunfähige Insekten, wie z.B. einige Heuschreckenarten, profitieren in besonderem Maße von den Altgrasstreifen. Sie können den schnellen Maschinen nicht ausweichen, werden aber in den Altgrasstreifen verschont. Wildbienen und Schmetterlinge profitieren von der Kontinuität des Nahrungsangebotes, da auch direkt nach der Mahd noch Blüten vorhanden sind. In den Altgrasstreifen kommen zudem spät blühende Pflanzenarten zur Samenreife und können sich so langfristig in den Wiesen halten. Bleiben die Streifen über den Winter stehen, dienen sie auch als Überwinterungshabitat für Insekten und als Deckung für Wildtiere, wie Rehe und Feldhasen, in der offenen Landschaft. Auch für den Biotopverbund spielen die Altgrasstreifen eine wichtige Rolle, da sie zur Vernetzung von einzelnen Biotopen beitragen.

TIPP: Was im Großen in der Landwirtschaft funktioniert, lässt sich im Kleinen auch im eigenen Garten realisieren. Lassen Sie beim Rasenmähen einfach mal einen Streifen stehen und mähen ihn erst beim nächsten oder übernächsten Mal wieder mit. So können auch Sie Ihren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.
Weitere Infos zum Erhalt und zur Stärkung der Artenvielfalt und zur Arbeit des Landschaftserhaltungsverbandes Tuttlingen finden sie auf unserer Homepage: www.lev-tut.de

Ansprechpartner bei Fragen: Fabian Sauter Tel: 07461/9269157, E-Mail: f.sauter@lev-tut.de