Kinder sicher im Netz - begleiten statt verbieten
Landratsamt Tuttlingen und AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg starten gemeinsames Präventionsprojekt
Mit dem Präventionsprojekt unterstützen die Kooperationspartner Kinder und Eltern dabei, mit begleitenden Informationen und Angeboten Medienkompetenz zu erwerben, um sich in der digitalen Welt zurecht zu finden.
Herzstück des Medienprojektes ist das Präventionstheater „@Ed und ich“. „Für Kinder gibt es die Unterscheidung zwischen offline und online nicht mehr. Die Übergänge sind fließend. Mit allen Risiken und Chancen, die digitale Medien und deren Nutzung bieten“, sagt Klaus Herrmann, Geschäftsführer der AOK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ganz selbstverständlich kommen bereits die Jüngsten - häufig noch vor ihrem Kindergarten- oder Schuleintritt - mit der digitalen Welt in Kontakt, entdecken sie und bewegen sich in ihr. „Daher ist es besonders wichtig, dass Kinder so früh wie möglich einen guten, nachhaltigen und kritischen Umgang mit den digitalen Medien lernen, um Risiken vermeiden und Chancen nutzen zu können. Dabei sollten sie von erwachsenen Bezugspersonen begleitet und an die Hand genommen werden, um gemeinsam die digitale Welt zu erkunden“, erklärt Sozialdezernent Bernd Mager bei der Kick-off Veranstaltung des Projektes in Tuttlingen. „Wie im analogen Leben gilt es auch in der digitalen Welt Regeln zu beachten. Gemeinsam mit Handlungstipps bietet das Internet dann Raum zur Entfaltung - persönlich, sozial und beruflich. Denn alle Lebensbereiche der Kinder werden von Medien geprägt und beeinflusst.“, sagt AOK-Chef Herrmann.
Zu der Kick-off Veranstaltung im Landratsamt Tuttlingen waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Schulen und sozialen Einrichtungen erschienen. Die Thematik und die Herangehensweise träfen, so der Tenor der Pädagoginnen und Pädagogen, genau die Bedürfnisse.
Gewusst wie - Medienkonsum in den Kontext setzen
Informationen finden ihren Weg häufig ungefiltert ins Kinderzimmer. Spiele ziehen schon die Jüngsten in ihren Bann. Aber: Wann ist es ok und wann ist es genug mit der digitalen Welt - ein Spagat, der Begleitung von Eltern, erwachsenen Bezugspersonen sowie Pädagoginnen und Pädagogen braucht. „Kinder können nur dann verantwortungsvoll mit Medien umgehen, wenn sie durch ihre Vorbilder gelernt haben, wie digitale Medien ohne Sorgen und Gefahren genutzt werden können“, so Klaus Herrmann.
Gefahren kennen und aufklären
Was passiert, wenn aus Versehen ein In-App-Kauf getätigt wurde?
Essstörungen wegen gemeiner Kommentare im Netz ausgelöst werden oder wenn Kinder über Online-Spiele ihre Freundinnen und Freunde vergessen? Darf ein Foto einfach weitergeleitet werden? Was sind echte News und was sind Fake News? Fragen, die neben sozialen Aspekten auch strafrechtliche Auswirkungen haben können.
Für Kinder ist die Formel ganz einfach: Je besser ihre Eltern und erwachsenen Bezugspersonen informiert und in den Gebrauch der digitalen Medien eingebunden sind, desto sicherer können sie sich im Netz bewegen.
Selbstbewusst neugierig und verantwortungsvoll
Kinder sind neugierige Entdecker. Jeden Tag wird ihre Lebenswelt ein bisschen größer und bunter. Das schließt auch die digitale Welt ein. Darum ist es wichtig, mit den Kindern im Gespräch zu bleiben. „Dabei helfen einfache Fragen: Was spielst du gerade? Was ist besonders schwierig bei dem Spiel? Was gibt es Neues?“, erklärt Sylvia Broschk, Geschäftsführerin der Gesundheitskonferenz im Landratsamt Tuttlingen. Das fördert das Selbstbewusstsein der Kinder und zeigt außerdem das Interesse an „ihrer“ Welt. Wichtig ist aufmerksames Zuhören, die Kinder für Gefahren sowie deren Vermeidung zu sensibilisieren und damit die Basis für einen sicheren Umgang in der virtuellen Welt zu legen.
Tipps und Informationen
Das eigene Gerät kindersicher machen
Nutzen Kinder mobile Endgeräte von Erwachsenen, können diese - ähnlich wie ein kindersicheres Zuhause mit Steckdosenschutz - kindersicher gemacht werden. So können sich die jungen User in einem geschützten Raum bewegen und gefahrlos ihre Neugier ausleben.
Erwachsene sind Vorbilder
Kinder lernen von ihren Vorbildern: Wird am Esstisch mit dem Smartphone gespielt, gelesen oder getippt, ahmen sie ihre Vorbilder nach und verhalten sich genauso. Gibt es jedoch klare Regeln, wann, wo und wie lange gespielt, gechattet oder ins Smartphone geschaut wird, gibt dies Kindern Sicherheit und einen Rahmen, in dem sie sich sicher bewegen können.
www.schau-hin.info bietet Eltern und Erziehenden Orientierung in der elektronischen Medienwelt und gibt konkrete, alltagstaugliche Tipps.
www.kindermedienland-bw.de unterstützt Eltern und pädagogisch Lehrende mit zahlreichen Angeboten, Kindern und Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln.
www.polizeifuerdich.de informiert Kinder und Jugendliche zu aktuellen Themenbereichen und unterstützt mit Tipps und Hilfsangeboten.
Das Theaterstück
Darum geht es im Präventionstheaterstück „@Ed und ich“:
Leonie, von ihren Freunden nur Leo genannt, ist gerade 8 Jahre alt geworden. Zu ihrem Geburtstag hat sie von den Großeltern ein Tablet geschenkt bekommen, das „auch Internet kann“ und ist stolz darauf. Liebevoll nennt sie es „Ed“, das findet sie voll lustig. Doof ist nur, dass Mama und Papa verboten haben, länger als eine Stunde damit zu spielen, denn da ist doch dieser Märchenwald, in dem es so viele Abenteuer zu erleben gibt und wenn sie sich richtig anstrengt, dann kommt sie ganz schnell an noch interessantere Orte. Und Ed, der auf einmal ein Eigenleben entwickelt, wird sauer, wenn sie nicht mitmacht und nicht online kommt. Und dann sind da ja auch noch ihre Freunde und Freundinnen aus der Schule…Wie das wohl ausgeht?
Weitere Informationen zu dem Präventionsprojekt und Theater gibt es bei Dirk Scherer von der AOK: dirk.scherer@bw.aok.de